Der Lebenslauf meines Partners
An dieser Stelle möchte ich den Lebenslauf meines geliebten Partners veröffentlichen. Er hat die ersten Teile des Berichte für ein angefangenes autobiographisches Buch geschrieben. Später hat er sie auch für seinen Antrag für die Erwerbsminderungsrente benutzt.
Es war in seinem Interesse das öffentlich zu machen.
Nun, wird mein Partner hier nach seinem Tod einen Platz bekommen - die Welt soll es wissen und die Welt soll ihn nicht vergessen, dafür werde ich sorgen.
Diese Berichte wurden im Oktober 2010 von ihm geschrieben:
Kindheit und Jugend
Geboren wurde ich 1961 von einer Mutter, die mich nach eigener Aussage nicht haben wollte:
Nicht nur, dass sie ihre Schwangerschaft durch zu heißes Baden und dem Springen vom Schlafzimmerschrank abbrechen wollte, sie versuchte auch Kontakt zu den damaligen amerikanischen Besatzungstruppen herzustellen, weil sie gehört hatte, dass GIs neugeborene Babys kaufen würden.
Da sie mit meinem Vater erst ein Jahr zuvor aus der DDR geflüchtet war, hatte sie keine verlässlichen Freunde oder Bekannte, die ihr eine illegale Abtreibung hätten vermitteln können. So kam ich also doch durch eine Hebamme unterstützt zur Welt, wobei mich meine Mutter mit diesen Worten begrüßte:
"Mein Gott, ist der häßlich, der sieht ja aus wie ein Affe!"
Meine Mutter berichtete mir einmal, dass ihr die Hebamme daraufhin eine gewaltige Standpauke gehalten hätte, doch blieb sie davon unbeeindruckt, denn sie fand auch im Weiteren kein liebevolles Verhältnis zu mir.
Im Gegenteil, meine Bedürfnisse hatten hinter den beruflichen Erfordernissen meiner Eltern zurückzustehen, die, mein Vater bei VW in Stöcken und meine Mutter bei Pelikan in der List, beide im Schichtdienst arbeiteten. So kam es, dass ich in den ersten drei Lebensjahren regelmäßig mit einer an den Matratzenseiten festknöpfbaren Decke in meinem Kinderbett fixiert und allein gelassen wurde.
Diese Behandlung hat sich mir ins Gedächtnis eingebrannt, denn alle paar Jahre erinnerte ich mich an die damals empfundene Angst und Panik davor, meine Eltern könnten nicht zurückkehren.
Nach Aussage meiner Mutter "ging es leider nicht anders", denn sie hatten niemanden, der mich beaufsichtigen konnte wenn ihre Schichten zusammenfielen. Dann blieb ich neun Stunden am Bett gefesselt allein, währenddessen ich mich weder umdrehen noch aufrichten konnte. Dies war für mich insbesondere dann belastend, wenn ich an Übelkeit oder einer Erkältung litt, und ich unter Todesangst dagegen ankämpfte zu ersticken.
Auf meine späteren Vorhaltungen diesbezüglich antwortete meine Mutter, dass ich damals nie besonders geweint oder geschrien hätte, und sie deshalb alles in Ordnung fand: (Zitat) "Wenn diese knöpfbaren Decken so furchtbar gewesen wären, dann hätte die Industrie sie doch nicht hergestellt."
Allerdings bemerkte sie zu einer anderen Gelegenheit, dass, wenn ich ein Schreikind oder sonst irgendwie schwierig gewesen wäre, (Zitat) "dann hätten wir dich totgeschlagen!"
Auch bei Anwesenheit meiner Eltern wurde ich zumeist im Bett verwahrt; wenn ihre Schichten ungünstig fielen mußte ich 20 Stunden am Stück dort verbringen. Weil ich auch sonst tagsüber nur in einem kleinen Laufstall gehalten wurde, begann ich erst mit 2 1/2 Jahren zu Laufen, und wurde selbst bei Sonntagsspaziergängen, den einzigen Gelegenheiten wo ich die Wohnung verlassen habe, bis zum Alter von vier Jahren im Kinderwagen mitgeführt. Deshalb lernte ich in dem Alter nie richtig und ausdauernd zu Laufen, was Bekannten und Verwandten damit erklährt wurde, dass ich ein "Spätentwickler" sei.
Noch heute kann ich keine Zwangssituationen ertragen, in denen ich nicht volle Handlungs- und Bewegungsfreiheit habe, und reagiere darauf mit Angstzuständen und Aggressionen, die mich sowohl privat als auch beruflich erheblich belasten.
Als ich mit etwa 3 Jahren schließlich zu groß für diese Art der Unterbringung war, gab meine Mutter ihre Stelle notgedrungen auf, und reinigte vormittags Treppenhäuser und kleine Büros. Dorthin konnte sie mich mitnehmen, wobei ich entweder stundenlang ohne Beschäftigungsmöglichkeit in Heizungsräumen warten mußte, oder bereits mit kleinen Arbeiten beauftragt wurde, wie etwa das Reinigen der Zwischenräume der Treppengeländer, Fensterbänke und anderes.
Zitat meine Mutter: "Zuerst hat es dir Spaß gemacht, später habe ich dich dazu zwingen müssen."
Während der nächsten fünfzehn Jahre bis zu meiner Volljährigkeit mußte ich werktäglich meinen Eltern bei ihren dann umfänglichen Reinigungsarbeiten mehr und mehr helfen, bis ich schließlich im Teenageralter täglich für die Säuberung ganzer Etagen bei Versicherungen und einer Werbeagentur zuständig war.
Doch trotz meiner allabendlich 2-3 stündigen Arbeitsleistung und ihrem sehr guten Verdienst (von 1970 bis 1985 aus zahlreichen Beschäftigungen und zusätzlicher Selbständigkeit mtl. DM 5.500,- netto) verweigerten mir meine Eltern bis zum 18. Lebensjahr trotz mehrerer Umzüge ein eigenes Zimmer, so dass ich mich lediglich im notdürftig für den Tag hergerichteten Elternschlafzimmer für Schularbeiten und zum Spielen zurückziehen konnte.
Meine Bitte um einen eigenen Bereich beantwortete meine Mutter folgendermaßen (Zitat): "Wozu brauchst du ein eigenes Zimmer? Du hast ja doch keine Zeit!"
Tatsächlich sah mein Tagesablauf während der Schulzeit so aus: Mittagessen gegen 13:00 Uhr, ab 14:00 Uhr "Freizeit" für Schularbeiten, währenddessen meine Eltern einen Mittagsschlaf hielten und ich mich in der kleinen Wohnung dementsprechend ruhig verhalten mußte. Nach drei Stunden wurde regelmäßig um 17:00 Uhr Kaffee getrunken, 17:30 Uhr mußte ich mit zu den nahegelegenen Büros gehen, und dort bis etwa 20:00 Uhr zügig arbeiten. Danach Abendessen vor dem Fernseher bis 22:00 Uhr, dann wurde ich "in´s Bett gesteckt", wie dies meine Mutter auszudrücken pflegte.
Richtige Freizeit hatte ich nur an den Wochenenden, denn während der Schulferien mußte ich vormittags zusätzlich meinem Vater helfen, der als "fliegender Hausmeister" bei einer großen Hausverwaltung arbeitete, und in den betreffenden Miethäusern Reparaturen und Gartenarbeiten ausführen. Und abends natürlich zusätzlich "in die Büros".
Mein Verlangen nach mehr Freizeit wurde von beiden Elternteilen jedesmal unnachsichtig abgelehnt (Zitat meine Mutter): "Von wegen auf der faulen Bärenhaut liegen, du wirst schön mithelfen!"
Die Geldmittel der Familie wurden von meiner Mutter regelrecht verprasst: Sie kaufte ausschließlich in den teuersten Geschäften ein, was Möbel, Kleidung und Lebensmittel betraf. Friseure, Kosmetikerin und Reformhaus waren ebenso auf der wöchentlichen Einkaufsliste, wie Konditorei, Blumengeschäft und die Reinigung, in die alle Kleidung geschafft wurde, was nicht Wäscherei oder Waschmaschine erforderte.
Insbesondere der Kleidungsbedarf der Familie war immens, da alle Stücke höchstens 2 bis drei mal getragen wurden, und dann der Verwandtschaft in der DDR zukamen, die zusätzlich bei regelmäßigen Besuchen mit großen Mengen von Konsumartikeln beschenkt wurden.
Im Jahr wurde mindestens zweimal Urlaub gemacht; dann fuhren wir mit einem der zeitweise drei PKWs (Kleinwagen für den Alltag, Limousine für das Wochenende, Kombi für den Einkauf) an die Ostsee, nach Österreich oder Italien.
Meine Mutter war nie an einer Kapitalbildung interessiert; mehrfach schlug sie äußerst günstige Immobilienangebote aus, die ihr z.B. vom Inhaber der WOLF KG gemacht wurden, für die wir die Büroräume reinigten:
Das Angebot war, dass wir zwei Eigentumswohnungen in einem neu errichteten Komplex von Reihenhäusern in Misburg erwerben sollten, wobei uns der Chef das Geld ZINSFREI vorstrecken wollte, und sich auch noch unentgeldlich um Vermietung und Verwaltung gekümmert hätte!
Ich bekam das Gespräch meiner Eltern im Alter von 11 oder 12 Jahren hierüber unbemerkt mit (Zitat meine Mutter): "Was sollen wir uns jetzt über Hacken und Nacken verschulden; am Ende kriegt´s ja doch bloß der Junge!"
Generell war das Verhältnis meiner Eltern zu mir von Geringschätzung und Verachtung geprägt, das nur nach Aussen hin durch eine übertriebene Fürsorglichkeit maskiert wurde. Ich kannte meine Mutter in ihrem privaten Verhalten mir gegenüber nicht anders als bestenfalls leich verärgert; ließ ich mir auch nur die geringste Verfehlung zu schulden kommen, wie etwa das Fallenlassen eines Besteckteils beim Abtrocknen, oder das Stolpern über eine Teppichkante, so wurde sofort ärgerlich gereizt reagiert. Ich hatte als Arbeitssklave möglichst "geräuschlos" zu funktionieren, sonst zog ich mir den Zorn der Eltern zu und wurde bestraft.
Überhaupt war es meiner Mutter ein dringendes Bedürfnis, regelmäßig etwa einmal im Monat zu Schreien und zu Bestrafen, auch wenn ich konkret keinen Anlaß dazu bot. Dann steigerte sie sich in irgendwelche irrationalen Vorwürfe hinein, bis sie schließlich tobte und mich entweder selbst schlug, oder mich von meinem aufgehetzten Vater verprügeln ließ.
Auch brachten mich meine Eltern mehrmals in Situationen, in denen ich hätte umkommen können:
Neben dem erwähnten unbeaufsichtigten stundenlangen Fixiren im Kinderbett wurde ich eines Abends mit etwa 4 oder 5 Jahren in der Innenstadt auf dem Bürgersteig einer stark befahrenen Hauptverkehrsstrasse für eine halbe Stunde ausgesetzt, bis sich schließlich ein fremder Mann um das verängstigte und weinende Kind zu kümmern begann, und meine Eltern ihr Versteck verließen.
"Wir wollten mal sehen, was du machst.", lautete viel später die zitierte Begründung für ihr Verhalten.
Im Alter von 4-7 Jahren wurde ich jeden Sommer gezwungen, mich auf dem ungesicherten Flachdach des fünfgeschossigen Wohnhauses aufzuhalten, wo ich leicht hätte abstürzen können, während meine Mutter sich dort sonnte. Es war mir verboten in die Wohnung zu gehen oder auch nur Schatten aufzusuchen, obwohl ich sehr sonnenempfindlich war und mir deshalb regelmäßig einen starken Sonnenbrand zuzog.
Ich war ungefähr acht oder neun Jahre alt, als sich meine Mutter während einer Bestrafungsaktion derart in ihre Raserei verstieg, so dass sie versuchte mich aus dem Küchenfenster in der dritten Etage zu werfen. Ich lebe nur noch, weil ich mich am Fensterrahmen festhielt und in Panik schrie, so dass Passanten auf uns aufmerksam wurden und mich meine Mutter deshalb wieder ins Innere der Wohnung zog.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich mich während meiner Kindheit bei meinen Eltern permanent in Lebensgefahr befand.
(Aber auch später wurde ich z.B. im Alter von 17 Jahren von meiner Mutter bei einem ihrer Wutausbrüche mit einem Messer bedroht, außerdem planten meine Eltern ernsthaft, meine Hochzeit 1984 aus Hass und Mißgunst zu überfallen, und dort mit Gaspistolen um sich schießend die Feier zu sprengen!)
Das lieblose Elternhaus, die permanente Arbeitsbelastung, und eine als grundsätzlich feindlich erlebte Umwelt riefen bei mir ab 11 oder 12 Jahren häufig auftretende Angstzustände hervor, währenddessen ich Herzrasen, Schwindelgefühle, und die Angst mich übergeben zu müssen bekam. Ohne einen Arzt zu konsultieren wurde dies von meiner Mutter mit der Gabe von Psychopharmaka, wie etwa Tranxilium und Valium behandelt, die ihr wegen Depressionen infolge einer Mastektomie verordnet wurden.
Diese Medikamente mußte ich etwa 1-3 mal die Woche nehmen, bis ich 1984 nach Berlin zog und die Beschwerden zunächst aufhörten.
Meine Lebensumstände waren zudem wie beschrieben nicht geeignet um soziale Erfahrungen ausserhalb des Elternhauses machen zu können. Bis ich in den Kindergarten kam hatte ich keinerlei Kontakte zu Kindern gehabt, und war demzufolge mit der Situation dort völlig überfordert.
Deshalb war ich ängstlich und verhielt mich entsprechend zurückhaltend, was die anderen Kinder mir gegenüber abweisend reagieren ließ. Ich fand keine Freundschaften, sondern war, wie später auch in der Schule, ausgegrenzt und ständig den Aggressionen und Übergriffen der Übrigen ausgesetzt, was von Kindergärtnerinnen und Lehrern absurderweise als richtig und gerechtfertigt angesehen wurde.
So schaute einmal eine Kindergärtnerin ohne einzuschreiten zu, als ich von mehreren Kindern minutenlang mit Schlägen und Fußtritten malträtiert wurde, und eine Lehrerin in der Grundschule hasste mich derart (obwohl sie mich nie unterrichtet hatte), dass sie mich als Pausenaufsicht grundlos terrorisierte, indem sie mich häufig an Haaren und Ohren quer über den Schulhof auf die Strafbank zerrte.
Erst seit ich im Alter von 13 Jahren begann Kampfsport zu betreiben und entsprechen wehrhaft wurde, konnte ich den Übergriffen Gleichaltriger Einhalt gebieten, allerdings reicht damals wie heute allein meine bloße Anwesenheit um negative Reaktionen auszulösen. Dies ist besonders im beruflichen Umfeld hinderlich, da Vorgesetzte und Chefs natürlich (bis auf einen Fall!) nicht handgreiflich werden, sondern ihre Machtstellung dazu benutzen, mich zu demütigen und/oder zu benachteiligen.
Berufsleben
Während fünf gescheiterter beruflichen Karrieren, bei denen ich mich grundsätzlich diplomatisch, teamfähig und professionell verhalten habe, war ich immer stolz darauf, jede neue Arbeitssituation mit vollem Einsatz zu bestehen. Ich kannte es von meiner Kinderarbeit her nicht anders, als dass ich mich selber zwingen mußte, um den Erwartungen gerecht zu werden und meine Pflicht zu erfüllen.
Es war mir selbstverständlich über die Kraft zu verfügen, auch und gerade ungeliebte Tätigkeiten 100%ig auszuführen, wobei ich Andere, die dies nicht vermochten, als "Mimosen" und "Schwächlinge" verachtete.
Bald mußte ich jedoch merken, dass auch mir in diesem Bereich Grenzen gesetzt sind. So plagten mich während meiner Tätigkeit als Zahntechniker von ´85 bis´86 häufige Rückenschmerzen, weswegen ich mehrmals krankgeschrieben wurde. Doch trotz umfangreicher therapeutischer Maßnahmen konnte ich meine Arbeitsfähigkeit nicht dauerhaft wiederherstellen, so dass ich meinen Chef schließlich aus Scham bat, mich zu entlassen.
Ich empfand die folgende Arbeitslosigkeit als große Erleichterung, und erklärte mir mein Scheitern damit, dass der erlernte Beruf nicht das Richtige für mich sei. Dennoch versank ich bald in eine tiefe Depression, während der ich selbst einfachste Tätigkeiten des Alltags nicht mehr bewältigen konnte, und ich in der bald total verdreckten und zugemüllten Wohnung nur noch in meinem Bett lebte, um das herum ich ein großes Radio, Fernseher und einen ausrangierten Glücksspielautomaten gruppierte, um mich vom Rest der Welt abzugrenzen, dem ich mich hilflos gegenüber sah.
Nach etwa einem Jahr überwand ich diesen Zustand mit Hilfe einer damaligen Freundin, und suchte mir eine, wie ich meinte, besser für mich geeignete Tätigkeit. Als Servicekraft bei der AVIS Autovermietung von ´87 bis ´90 meisterte ich die hohen körperlichen und organisatorischen Anforderungen in den ersten Jahren mit großem Elan, bis mir die Tätigkeit ab Mitte ´89 immer schwerer fiel, und ich wegen Erschöpfungszuständen häufiger krankgeschrieben wurde.
Schließlich wurde jeder vor mir liegende Arbeitstag zu einer Riesenbelastung, und in mir breitete sich eine große Angst davor aus, mein Arbeitssoll nicht mehr erfüllen zu können.
Der nahende Montag machte mich an jedem Sonntag total verrückt; ich bekam regelmäßig nach jeder Mahlzeit Schweißausbrüche und Herzrasen, zudem plagte mich Schlaflosigkeit und Nachtschweiß. Da zu diesem Zeitpunkt Aids ein großes Thema war, vermutete ich aufgrund meiner Beschwerden diese Krankheit auch bei mir, was ein durchgeführter Test jedoch nicht bestätigte.
Schließlich steigerten sich meine Beschwerden derart, dass ich eines Tages keinen einzigen Bissen mehr herunterbekam, und mich körperliche Schwäche und Kreislaufbeschwerden im Büro meiner Vorgesetzten zusammenbrechen ließen.
Aufgrund meines bisherigen Engagements für die Firma wurde mir eine Tätigkeit im Büro als Autovermieter angeboten, die ich gerne annahm, denn meine Beschwerden waren nach dieser erlösenden Nachricht wie weggeblasen. Dadurch wurde mir bewußt, dass mein körperliches Leistungsvermögen an eine bis dato unbekannte Grenze geraten war, und ich zukünftig nicht mehr körperlich würde arbeiten können.
Deshalb konzentrierte ich mich auf die für mich neue Bürotätigkeit, während der ich es bis ´94 trotz gelegentlicher Probleme mit den Kollegen zur Position des kommissarischen Stationsleiters brachte. Dann gab es firmeninterne Umstrukturierungsmaßnahmen, im Zuge derer altgediente und somit teure Mitarbeiter gegen neue und billigere ausgetauscht wurden.
Meine daraus resultierende Abfindung verwand ich zum Kauf eines Kioskes, um mich als Einzelhändler für Zeitschriften, Tabakwaren und Bürobedarf selbstständig zu machen. Der Laden war zwar klein, aber existenzfähig, allerdings hatte, wie ich erst Jahre später erfuhr, meine damalige Lebenspartnerin Geld aus dem Geschäft unterschlagen, so dass ich ihn ´96 schließen mußte.
Danach arbeitete ich ein Jahr mit gutem Erfolg als Vertreter für Medizinprodukte im Dentalbereich. Der Inhaber der Firma war jedoch von absoluter Kontroll- und Machtsucht besessen, der ich mich nicht unterwerfen konnte. So kam es ´98 zu meiner Entlassung; der nachfolgende Prozeß vor dem Arbeitsgericht stellte jedoch keinerlei Verschulden meinerseits fest.
Ich stand vor der schockierenden Erkenntnis, dass mich selbst eine ausgezeichnete Arbeitsleistung nicht vor den negativen und ablehnenden Reaktionen der Vorgesetzten und Chefs bewahren konnte!
Mein letzter Karriereversuch begann ´99 mit der Fortbildung zum Pharmareferenten. Ich war bei einem Personaldienstleister angestellt, und wurde nach erfolgreicher Abschlußprüfung in einem Projekt der Firma Hoffmann-La Roche beschäftigt. Ich war jedoch gegen den Willen der zuständigen Gebietsleiterin eingestellt worden, die nach kurzer Zeit versuchte, mich durch Mobbing wieder loszuwerden.
Als ich trotzdem auf die Erfüllung meines Arbeitsauftrages bestand, und eine konstruktive und professionelle Zusammenarbeit forderte, verlor die betreffende Dame die Nerven und schlug in ohnmächtiger Wut auf mich ein.
Meiner Weigerung auf weitere Zusammenarbeit wurde firmenseits entsprochen; jedoch fand sich für mich kein neues Projekt, so dass ich 2001 letztmalig entlassen wurde.
Heutige Situation
Meine nunmehr neunjährige Arbeitslosigkeit hat ihre Ursache nicht darin, dass ich faul, phlegmatisch oder gar berechnend wäre, sondern resultiert u.A. aus meinem Unvermögen, im Alltag konstruktive soziale Kontakte zu knüpfen.
Dies, und die Erschöpfung meiner Kraft, in der Arbeitswelt gegen eigene und fremde Widerstände anzukämpfen, hat mich in dieser Zeit zunehmend frustriert, so dass ich seit 2003 mehr und mehr dem Alkohol zugesprochen habe, und ich schließlich bis 2007 täglich eine Flasche Wodka konsumierte.
Die finanzielle Ausweglosigkeit meiner Situation nach dem Tod meiner Mutter (die mir nichts vererbte) mündete Oktober 2006 in dem Entschluß meinem Leben ein Ende zu setzen, so bald meine Geldmittel in Form von Krediten erschöpft gewesen wären.
Zu diesem Zwecke hatte ich bereits einen Haken in die Decke geschraubt, ein geeignetes Seil am Heizkörper befestigt, die Schlinge geknüpft, und eine Belastungsprobe ausgeführt, um für den Fall der Zwangsräumung oder Trennung vom Stromnetz infolge säumiger Zahlungen vorbereitet zu sein.
Ebenso schrieb ich fünf Abschiedsbriefe an unterschiedliche Medien, die, bereits frankiert, zum Einwurf bereit lagen. Ein Exemplar ist diesem Bericht angefügt.
Zeitgleich verstärkte das Jobcenter Pankow mittels verschiedener Maßnahmen den Druck auf mich derart, so dass ich zu keiner Mitarbeit mehr fähig war und infolge dessen die Zahlung des ALG II im Februar 2007 eingestellt wurde.
Die Aussicht, meiner verfahrenen Situation durch Suizid zu entkommen, hatte etwas Befreiendes und Tröstliches für mich, und sicher hätten mich die äusseren Umstände schließlich zum Vollzug gezwungen, wenn ich nicht im Mai 2007 meine heutige Freundin kennengelernt hätte.
Sie gab mir die Kraft und neuen Lebensmut meine bis dahin vernachlässigten Angelegenheiten so gut es ging zu regeln. Durch sie unterstützt schaffte ich es auch, meinen Alkoholmissbrauch einzustellen, so dass ich zumindest auf privatem Gebiet wieder eine Zukunftsperspektive habe.
Gerne würde ich dies auch für meine beruflichen Belange sagen können, doch muß ich mich der Einsicht stellen, dass sich in diesem Bereich nichts zum Besseren gewendet hat.
Wie zuvor beschrieben habe ich meine verschiedenen Tätigkeiten bisher nur ausüben können, indem ich meine seelischen Defizite durch eine innere Energie ausglich, und so jeder Anforderung an mich buchstäblich nur mit Gewalt gegen meine eigentlichen Bedürfnisse gerecht werden konnte, bis ich am Ende doch jedesmal scheiterte.
Heute bin ich zu einer solchen Energieleistung nicht mehr in der Lage, sondern reagiere auf Leistungsdruck gleich welcher Art durchweg mit Kraft-, Mut-, und Hoffnungslosigkeit. Selbst harmlose Arzt- oder Jobcentertermine belasten mich auf Tage im voraus schwer, so dass ich nervös, gereizt und unkonzentriert bin, und ohne Unterstützung meiner Freundin dem Ereignis sicher ausweichen würde.
Alltägliche Probleme, wie etwa die leere Tintenpatrone des Druckers lassen mich zunächst hilflos verharren. Es braucht mindestens eine Woche, bis ich das jeweilige Problem überhaupt erst einmal als real und tatsächlich existent wahrnehmen kann, und ich in der Lage bin, erste konkrete Schritte zu unternehmen, um Abhilfe zu schaffen.
Etwa zweimal pro Woche durchlebe ich mental Konfliktsituationen aus meiner Vergangenheit unter hoher emotionaler Anteilnahme, wobei ich Selbstgespräche führe, und mich nach einiger Zeit zwingen muß, damit aufzuhören.
Ohne die strukturgebende Beziehung zu meiner Partnerin, und die daraus entstehenden Notwendigkeiten, wäre ich lethargisch, antriebslos, depressiv, und würde erneut selbst einfachste Alltagsdinge wie Einkaufen und Putzen der Wohnung nicht mehr schaffen.
Unnötig zu erwähnen, dass, wenn ich bereits meine privaten Belange kaum bewältigen kann, ein erneutes berufliches Engagement kaum Aussicht auf Erfolg hat.
Denn ganz sicher kann ich kein aggressives Auftreten von Chefs oder Vorgesetzten mehr ertragen, das offensichtlich nicht im Dienst der Sache steht, sondern lediglich Ausdruck ihres überzogenen Geltungsdranges ist, der aus erziehungsbedingten Charakterfehlern resultiert, oder einfach nur schlechtes Benehmen darstellt.
Ich befinde mich in einem Spannungsfeld zwischen der Erkenntnis einerseits, dass das Leben an sich das höchste Gut darstellt, und der Erfahrung der Missachtung meiner eigenen Lebendigkeit andererseits, die in der Vergangenheit stets abgelehnt, verachtet, und in beruflichen oder anderen Zwangssituationen systematisch zerstört wurde.
Sollte ich erneut in diese
Verhältnisse gezwungen werden, so bleibt mir als Ausweg nur der
Suizid, oder, was Gott verhüten möge, eine ebenso aggressive und
zerstörerische Antwort, die für alle Beteiligten von katastrophaler
Konsequenz wäre.
Wir waren 16 Jahre zusammen und ich habe es 14 Jahre geschafft, ihn am Leben zu erhalten. Ja, Genuss am Leben zu haben. Zu lachen, glücklich zu sein...... es sogar zu lieben....nur die letzten 2 Jahre (2020 - 2022-23) habe auch ich meine Stärke verloren - mein Vertrauen, das alles wieder gut werden würde, mein Glaube, dass es gute Menschen gibt und das Leben wieder schön wird....
Ich habe geschwächelt. Das hat er auch gespürt. Die politische Diktatur, die wir erlebt haben, während der Corona-Zeit hat uns den Rest gegeben und auch als es vermeintlich zuende war, ging es uns nicht besser. So viel war passiert - so viel traumatische Ereignisse. Das hat Spuren hinterlassen. Gravierende bei uns beiden. Ich schaffte es nicht mehr Optimismus zu verbreiten. Wir liebten uns wie vorher, aber es umgab uns eine Schwere.
Wo früher eine Fröhlich- und Leichtigkeit herrschte, trat nun große Sentimentalität ein und große Sorge um den anderen. Ich hatte eine Morddrohung bekommen . Mein Partner hätte mich am liebsten immer bei sich gehabt. Aber das war alles nicht so einfach...(darüber berichte ich noch..)
Wie auch immer mein Partner zu Tode gekommen ist, auch bei einem mutmaßlichen Suizid war es letztendlich Mord. Und die Täter laufen frei herum und sind sich keiner Schuld bewusst und werden niemals dafür zur Rechenschaft gezogen werden..
Hier alles offen zu legen, ist eines der Dinge, die ich noch für ihn und uns tun kann..........
Der Künstlername meines Partners war: Artus Daniel-Hoerfeld.
"Die halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge!"
Quentin Average in "Die Sünden von Natchez" von Greg Illes
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Unsere LEBENS- und Liebes-Geschichte in Bildern und Filmen findet Ihr im You-Tube-Kanal, meines Partners, den ich nach seinem Willen weiter gestalten werde:
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