Der Tod meiner Mutter

Am Sonntag, den  17.03.2019 um ca. 22.00 Uhr klingelte mein Telefon.

Ich sah, dass es das Heim war, wo meine Mutter lebte.

"Wir müssen Ihnen eine traurige Mitteilung machen, Ihre Mutter ist gestorben. Sie ist ins Bad gegangen und kam nicht wieder und als wir nach ihr guckten, war sie schon tot. Wir hatten heute eine Veranstaltung und sie war sehr ausgelassen und hat getanzt". Die Anruferin brach ab.

Ich kann nicht genau beschreiben, was in dem Moment in mir vorging. Angst, Herzrasen eine Anzahl unterschiedlicher Gefühle und Empfindungen. 

 Meine Mutter war tot.

Mein Kopf sagte mir, das war schon lange vorher zu sehen. Meine Mutter war 84. Aber sie war dem Tod bisher wiederholt  entwischt.

Dieses Ereigniss setze ich an den Anfang meines Protokolles über den Tod meines Partners.

Nach diesem Anruf fuhren wir sofort in das Heim.

Meine Mutter lebte dort seit 2 Jahren. Es war eine hochpreisige Seniorenresidenz. Meine Mutter hatte sie sich ausgesucht. Allerdings stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht und wenn ich nicht fast jeden Tag für sie dort gesorgt hätte, wäre sie verloren gewesen. 

Es gab im  Dezember 2018 eine sehr unangenehme Konferenz mit der mutmaßlich damaligen ukrainischen Heimleitung und der ebenfalls aus diesem Land stammenden Pflegedienstleitung. Wir hatten das Gefühl, dass dort mafiöse Verhältnisse herrschten.

Mein Partner begleitete mich zu diesem Gespräch und die Heimleitung wollte ihn nicht dabei haben, was sie in höchst unhöflicher Weise zum Ausdruck brachte. Ich hatte damals für die meisten Dinge Vollmachten von meiner Mutter bekommen. Der Hinweis, dass mein Partner Untervollmachten hatte, falls ich einmal meiner Tätigkeit nicht nachkommen konnte, liess sie verstummen.

Allerdings versuchten sie uns mit allen Mitteln zu linken und mein Partner wurde komplett ignoriert. Was dazu führte, dass wir beide sehr massiv auftraten und zumindest in der Konferenz unsere Anliegen durchsetzten. Richtig umgesetzt wurden sie allerdings nie. 

Aber meine Mutter war glücklich in diesem Heim, sie hatte dort einen Partner gefunden und sie umzusiedeln kam nicht in Frage.

Vor diesen Erfahrungen mit dem Heim meiner Mutter, hatte mein Partner einmal gesagt: "Wenn ich im Lotto gewinne, dann gehen wir in ein Luxuspflegeheim". 

Ich hatte damals protestiert und gesagt: "Dann lieber in ein Luxus-Hotel oder ein Haus mit vielen Angestellten". Heime sind für mich schlimmer als Gefängnisse. 

Nachdem er mitbekam, wie es in dem Heim, wo meine Mutter lebte, ablief, wurde er nachdenklich und wir redeten öfters über unser Lebensende. Es war für uns beide ganz klar, niemals in ein Heim. Das versprachen wir uns gegenseitig.

Nun sassen wir am Bett meiner Mutter. Sie hatte es geschafft. Sie war tot. 

Ich erinnere mich, dass mein Partner sagte: "Sie sieht so beneidenswert friedlich aus".

Das sah sie - sie sah gradezu glücklich aus.  Ein Bestatter war noch nicht da gewesen. Sie war so gefunden worden. So hatte sie, obwohl sie sich den Rest ihres Lebens so gestaltet hatte, wie sie es wollte, seit Jahren nicht ausgesehen.

Danach war das Thema Tod für uns ein sehr präsentes Thema. Wir suchten zusammen für meine Mutter einen Baum aus im Friedwald  - einen Illex - eine Stechpalme. Interessanterweise hatten wir ein paar Jahre vorher für meinen Vater eine Eibe ausgesucht. Beides sind giftige Pflanzen. Jedesmal führte uns ein Mitarbeiter aus diesem Friedwald, der früher einmal ein Waldorflehrer war.

Die Wahl der Bäume geschah aus dem Bauch heraus - so als wenn meine Eltern mich leiteten. Dazu noch diese etwas anthroposophische Athmosphäre durch unseren Waldführer. Es waren epische Momente für uns

Heute denke ich, es ist so, als wenn meine Eltern mir immer einen Ausweg zeigen wollten von dieser Welt. Ich weiss zumindest wo ich diese giftigen Pflanzen schnell finden werde. Die Wirkung dieser Gifte ist zwar angeblich nicht sanft, aber wirkungsvoll.

 Eibe:

Illex:


 

Mein Partner und ich wollten uns nach dem Tod meiner Mutter auch einen Baum in dem Friedwald kaufen, denn wir würden die nächsten sein, nachdem die Letzte - meine Mutter - aus der älteren Generation unserer Familie gestorben war.

 


 

Es ist möglich sich einen Baum zu Lebzeiten zu kaufen.  

Aber hierzu kam es nie. Die Rückerstattung einer von mir in jungen Jahren abgeschlossenen Betriebsrente, die für den Kauf unseres Baumes vorgesehen war, wurde als Einkommen vom Sozialamt bewertet und mit meiner Grundsicherung fast komplett verrechnet.

Der Staat verhindert es, dass Menschen mit einer kleinen Rente heiraten und zusammen leben können und er verhindert ebenfalls dass wir für unseren Tod vorsorgen können. 

Kommt man in Deutschland in diese Lage - durch Krankheit und auch Alter - dann verliert  man fast alles, was vorher selbstverständlich war.

Der Sozialverband, wo ich damals noch Mitglied war, hatte vorher vollmundig versprochen, dass ich das Geld aus dieser Betriebsrente auf jeden Fall behalten könnte - aber der Staat - das Amt war andrer Meinung und so lasch, der Anwalt des Sozialverbandes dann reagierte - verlor ich alles.

So gab es 2023 noch keinen Baum und kein ausreichendes Erspartes dafür. Es gab nur gegenseitige Vollmachten über den Tod hinaus, die mich zur Beerdigungsberechtigten machten und womit ich auch eine Sozialbestattung  beantragen konnte.

Aber auch das wurde meinem Partner und mir mit allen Mitteln verwehrt und er wurde gegen seinen und meinen Willen irgendwo in Halle - weit weg von mir - anonym "bestattet". Ohne mich - ohne dass ich weiss wo er liegt.

  

 "Die halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge!"

Quentin Average in "Die Sünden von Natchez" von Greg Illes 


 

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